Endlich war es wieder möglich: das 2014 vom Zahnärzte Schwedt e.V. initiierte Projekt, Zahnmedizinstudenten aus Greifswald in die Stadt Schwedt einzuladen und ihnen das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum näher zu bringen, konnte wieder stattfinden! 5 Zahnmediziner/innen nutzten die Chance und sammelten in 5 intensiven Tagen viele Informationen abseits der medizinischen Aspekte ihres Berufes. Das nach wie vor in dieser Form einzigartige Projekt, welches ehrenamtlich durch Mitglieder des Zahnärzte Schwedt e.V. organisiert, durchgeführt und auch finanziert wird, ermöglicht den Studenten in unterschiedlichen Situationen neues Wissen über organisatorische, bürokratische oder praxisrelevante Aspekte der Zahnmedizin zu erfahren. Gleichzeitig erhielten sie zahlreiche Einblicke in Praxisstrukturen und – Organisationen.
Am Montag den 21.03.2022 reisten die Studenten an, wurden von der Bürgermeisterin Frau Anne-Kathrin Hoppe begrüßt und bekamen von ihr persönlich in einem 2 stündigen Gespräch einen ersten Eindruck über die historische Entwicklung, wirtschaftliche Aspekte und die Zukunftspotenziale der Stadt. Anschließend begleitete Frau Grodon, Leiterin des städtischen Museums Schwedt, die angehenden Kollegen auf einen Spaziergang durch die Stadt und erklärte die Geschichte auf anschauliche Art und Weise. Highlight der Führung war die Besichtigung des jüdischen Ritualbades- ein Ruheort mitten in der Stadt. Der Blick „hinter sonst verschlossene Türen“ bot Erkenntnisse weit über das Erwartete hinaus. An den Abenden wurden die Studenten von verschiedenen Mitgliedern des Zahnärztevereins zum gemeinsamen Essen in unterschiedlichen Restaurants eingeladen und hatten so in entspannter Atmosphäre die nächste Gelegenheit Fragen zu aktuellen und zukünftigen Themen zu stellen. Die Palette reichte dabei von „Sollte ich im Studium schon Versicherungen für mein späteres Berufsleben abschließen?“ bis „Fühlt es sich gleich an, Milch- oder permanente Zähne zu ziehen und welche sind schwerer?“. Der Wissensdurst war groß und es gingen so nie die Gesprächsthemen aus.
Von Dienstag bis Freitag waren die Studenten jeweils vormittags von 8.00- 10.00 Uhr und von 10.00-12.00 Uhr in den unterschiedlichsten Praxen, sowie einem zahntechnischen Labor, um in persönlichen Gesprächen Informationen zu diversen Themen zu erhalten. Aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln erhielten sie Fakten zu den Schlagworten: „Überweiserpraxis als MKG- oder KFO- Praxis, Spezialsierungen in der Zahnmedizin, Ausbildungsmöglichkeiten in der Kieferorthopädie, Prophylaxekonzepte in der Praxis, Mitarbeiter- Führung und Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zur DH, Praxisgründung, Arbeit Kammer/KZV, Zusammenarbeit mit Laboren“ und vielem mehr. Auch auf die zukünftigen Ausbildungsmöglichkeiten und insbesondere das Curriculum „Junge Zahnärzte der Zahnärztekammer Brandenburg “ konnte in diesem Rahmen hingewiesen werden. Am Nachmittag erhielten sie exklusive Einblicke in ortsprägende Aspekte Schwedts und der Region- eine Führung durch das Theater mit dem Intendanten der u.b.s. Herrn Nicke mit anschließender Teilnahme an einer Generalprobe, eine Führung durch das PCK als einem der größten Arbeitgeber der Gegend und eine Führung durch das Tabakmuseum als kulturhistorische Besonderheit. Die Studenten lobten die Vielseitigkeit des „liebevoll gestalteten“ Programms, waren begeistert von den „vielen netten Leuten, die wir kennenlernen durften“ und dass „immer etwas Neues und nichts doppelt“ vermittelt wurde. Im abschließenden Fragebogen waren sich alle fünf einig- dieses Studentenprojekt werden sie weiterempfehlen! Vier Studenten werden auch Schwedt als „Arbeitsplatz“ sehr weiterempfehlen und nur Arvid Vetter schränkte ein- „nicht für Großstadtliebhaber, aber für alle anderen eine Option“. Und letztendlich wurde bei drei Teilnehmern sogar das Interesse geweckt, in Schwedt die Assistenzzeit zu absolvieren. Nun hängt es auch davon ab, welche Praxen den angehenden Kollegen diese Möglichkeit bieten. Vielleicht sollte auch hier aus berufspolitischer Sicht einmal das Augenmerk verstärkt darauf gelegt werden, wie man nun Praxis und Student zusammenbringt. Denn gerade für kleine Einzelpraxen ist der bürokratische Aufwand, Assistenzzahnärzte – und dann möglicherweise nur für 2 Jahre- einzustellen, sehr hoch. Somit werden Assistenzstellen aktuell vorrangig von großen Praxen in großen Städten angeboten. Doch das Interesse der Studenten für den ländlichen Raum ist da! Das Potenzial sollte genutzt werden!
Auch wenn das Projekt einiges an ehrenamtlichen Einsatz sowie die vorherige Absprache über die Finanzierung im Einzelnen bedarf, ist letztendlich der direkte Austausch mit den jungen Kollegen in dieser Form immer wieder für alle Seiten interessant, Horizont erweiternd und bringt auch die Kollegen untereinander wieder näher zusammen. Nach wie vor können wir nur alle ermutigen, dieses Projekt als Vorbild für weitere Initiativen im Land zu nutzen! Für einen Austausch stehen die Mitglieder des Vereins jederzeit gern zur Verfügung.
Dr. Dana Stumpf- Zahnärzteverein Schwedt e.V.